++„SAG NIEMALS NIE…“++
Die Vorstandsmitglieder des Ahrweiler BC im Interview
Mit dem Jahr 2020 handelte es sich sicherlich um ganz besondere zwölf Monate. Die Coronapandemie bestimmte bisher unser Leben und wird wohl auch künftig privat, beruflich und auch im Verein die Marschrichtung vorgeben. So auch beim Ahrweiler BC, der wie alle anderen Fußball- und Sportvereine bemüht ist, auf bisher noch nicht gestellte Fragen passende Antworten zu finden. Wir haben mal die Vorstandsmitglieder zu den zurückliegenden zwölf Monaten und zur Zukunft des Traditionsklubs befragt.
Du bist vor ziemlich genau einem Jahr mit überwältigender Mehrheit zum Präsident des ABC gewählt worden? Hattest du Dein erstes Amtsjahr so vorgestellt und wie textsicher bist du eigentlich bei der ABC-Hymne „ABC Ole Ole“?
TORSTEN SCHWEIGERT (PRÄSIDENT):
Ich glaube, man kann die letzten 12 Monate nicht mit einer normalen Amtszeit vergleichen. Anstatt am sportlichen und wirtschaftlichen Erfolg des Vereins zu arbeiten, mussten Hygienekonzepte erarbeitet werden. Statt Fußball zu spielen und den Verein weiterzuentwickeln, mussten die Trainingseinheiten und die Punktspiele abgesagt werden. Statt viele Events rund um das 100-jährige Bestehen zu organisieren und Menschen für ihr Ehrenamt zu würdigen, mussten wir uns mit Videokonferenzen begnügen. An oberster Stelle stand dieses Jahr daher ein anderes Ziel: Den Kopf nicht hängen zu lassen, die Motivation aufrechterhalten und eine langfristige betriebswirtschaftliche Planung in einem Jahr ohne Zuschauereinnahmen erarbeiten. Wir haben die „Zwangspause“ allerdings als Chance für neue Ideen genutzt und Dank unermüdlicher Arbeit des gesamten Vorstandsteams viele neue kreative Projekte angeschoben, von denen ich stellvertretend „ABC 4 Future“ und das „ABC-Stickeralbum“ nennen möchte. Auch im Bereich der Sponsorenarbeit ist viel Arbeit geleistet worden, um langfristige und nachhaltige Unterstützer an den Verein zu binden.
Bei unserem ABC-Song „ABC Ole Ole“ bin ich ehrlich gestanden – bis auf den Refrain – noch nicht sehr textsicher. Dies mag der Tatsache geschuldet sein, dass wir in dieser Saison einfach noch nicht genügend Heimspiele hatten und die Spiele der ersten Mannschaft grundsätzlich in meine beruflichen Arbeitszeiten fallen. Aber es freut mich immer die Hymne auf der anderen Ahrseite an einem sonnigen Samstagnachmittag bei der Arbeit zu hören.
Gab es bei den Sponsoren Rückzüge und wie schwer ist es aktuell neue Unterstützer zu gewinnen?
MICHAEL HILDEBRANDT (MARKETING /KOMMISSARISCH):
Wir sind sehr froh, dass unsere Partner gemeinsam mit dem Verein durch die Krise gehen. Das ist definitiv nicht selbstverständlich, zeigt uns aber, wie groß die Verbundenheit ist. Meinem Vorstandskollegen Michael Lorca gilt hier ein ganz besonderer Dank. Er hat es in der Corona-Phase geschafft, weitere Partner, auch ohne dass der Ball rollt, an uns zu binden. Neben dem Fußball, den wir alle lieben und aktuell sehr vermissen, steht die lokale Vernetzung sicher an vorderster Stelle. Wir wollen für unsere Partner und Gönner mehr sein als nur Fußball – so wie bei unserem Projekt „ABC 4 Future.“ Nur gemeinsam können wir viel erreichen.
Die Coronapandemie traf auch den ABC, so blieben teilweise auch die Zuschauereinnahmen aus. Wie verabschiedete sich der ABC finanziell aus dem Jahr 2020?
FRANK SCHÖNHERR (1. STELLVERTRETENDER VORSITZENDER/FINANZEN):
Dank der großartigen Solidarität von unseren Partnern sowie der Bereitschaft unserer Trainer und Spieler auf Vergütungen zu verzichten, gingen wir auch 2020 solide aufgestellt aus dem Jahr heraus. Aber auch bei uns – so wie bei vielen Institutionen, Vereinen, Betrieben aber vor allem auch vielen Mitgliedern – hat das Jahr 2020 erhebliche finanzielle Einschnitte verursacht.
Kannst du derzeit überhaupt ein Fußballspiel im TV genießen?
MARKUS BECKER (ABTEILUNGSLEITER VERWALTUNG):
Nur mäßig, da für mich Zuschauer und die dazugehörigen Emotionen den Fußball ausmachen. Aber in der Not…
Wo und wie findet der Ahrweiler BC derzeit als Verein statt?
GERD TREFFER (ABTEILUNGSLEITER JUGEND):
Aufgrund der Rahmenbedingungen, die Präsenzveranstaltungen ausschließen, versuchen wir die Kontakte untereinander weitgehend zu erhalten. Hierzu zählen digitale Treffern via Videocalls und Telefonate im Gruppenrahmen als auch Onlinetrainings. Viele Aktive haben Trainingspläne von Ihren Trainern bekommen. Ferner zeigt sich unser aktives Vereinsleben auch in der Pandemie in Projekten wie dem Stickeralbum und einzelne Aktionen wie dem Fanshop im Kaufhaus Moses vor Weihnachten und einem Weihnachtsbaumverkauf.
Wie realistisch ist es, die aktuelle Saison wie geplant zu beenden?
GIANFRANCO DI FRANCESCO (ABTEILUNGSLEITER SENIOREN/KOMMISSARISCH):
Es hängt natürlich davon ab, wann wir wieder auf den Platz dürfen. Ich denke, dass es bei der momentanen Lage unrealistisch ist, die Saison ordnungsgemäß im geplanten Zeitrahmen zu beenden. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass man die Hinrunde zu Ende spielt und danach die Saison bewertet oder eine Art „Play Off“ spielt.
Wie schwer ist es, ohne Spielbetrieb die stete Medienpräsenz des ABC aufrechtzuerhalten?
MARTIN BRAND (PRESSEWART):
Im gleichen Umfang wie in einer laufenden Saison ist die Öffentlichkeitsarbeit auf unseren Social-Media-Kanälen und der lokalen Presse nicht zu leisten. Aber es ergeben sich andere Möglichkeiten. So können z.B. Spieler und die Teams hinter den Teams über verschiedene Portraits und Storys in den Vordergrund gerückt werden.
Trotz Corona war man seitens des ABC bei verschiedenen Projekten wie z.B. „ABC 4 FUTURE“ und dem Fanshop sehr aktiv. Welche weiteren Projekte sind noch geplant?
MICHAEL LORCA (STELLVERTRETENDER VORSITZENDER):
Wir haben vor gut einem Jahr den Weg des ABC abseits des Fußballplatz definiert:„ABC ist mehr als ein Fußballverein.“ Wir wollen Anlaufstelle für unsere Mitglieder sein und eine Plattform schaffen, die allen Beteiligten einen Mehrwert bieten – ich glaube wir sind hier auf einem sehr guten Weg.
Zu den neuen Projekten: Wir werden uns in 2021 intensiv mit dem Thema „E-Sports“ und dem Ausbau der Infrastruktur des Vereins beschäftigen. Darüber hinaus ist der ABC immer noch für eine Überraschung gut.
Sportlich lief es in der neuen Saison nicht so rund. Chefcoach Jonny Susa wurde beurlaubt und die Rheinlandligamannschaft steht mitten im Abstiegskampf. Inwiefern spielt auch ein mögliches Abstiegsszenario in den Planungen des Vorstands bereits eine Rolle?
Torsten Schweigert (Präsident):
Es ist richtig, dass wir uns für diese Saison andere sportliche Ziele gesetzt hatten und unseren ABC lieber im oberen als im unteren Tabellendrittel sehen würden. Wir sind aus der „Zwangspause“ im Frühjahr nicht so stark mental herausgekommen, wie wir uns dies erhofft hatten. Aber: „manchmal muss man auch einen Schritt zurück machen, um zwei nach vorne zu gehen“. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir mit dem derzeitigen starken Kader mit einer gesunden Mischung aus jungen Spielern und erfahrenen Leistungsträgern gut für den kommenden Abstiegskampf vorbereitet sind.
Auf dem Rasen findet seit Anfang November nichts statt. Bedeutet das auch für den Vorstand, dass man aktuell mit „angezogener Handbremse“ agieren kann?
MICHAEL HILDEBRANDT (MARKETING, VERMARKTUNG/KOMMISSARISCH):
Ich weiß natürlich nicht, was vor meiner kommissarischen Zeit alles gelaufen ist, jedoch kann von angezogener Handbremse keine Rede sein. Als Team wollen wir den ABC strukturell nach vorne bringen, um auch auf allen Ebenen erfolgreich zu sein. Auch hier sind wir auf unsere Mitglieder und Gönner angewiesen. Wir brauchen viele helfende Hände, um die vielen Aufgaben im Sinne der ABC Familie zufriedenstellend lösen zu können.
Wie bereits in der ersten Jahreshälfte liegt der Spielbetrieb bei den Amateuren wieder brach, während bei den Profis die Punktejagd scheinbar unbeeindruckt von der aktuellen Lage fortgeführt wird. Ist das gerecht?
MARKUS BECKER (ABTEILUNGSLEITER VERWALTUNG):
Meiner Meinung nach kann und soll man das nicht miteinander vergleichen. Im Profibereich geht es um sehr viel Geld und auch Arbeitsplätze. Insofern ist es meiner Meinung nach okay, dass in den Profiligen der Spielbetrieb läuft.
Haben viele Jugendspieler nach dem ersten Lockdown dem Verein den Rücken gekehrt und sich anderen Hobbys zugewandt?
GERD TREFFER (ABTEILUNGSLEITER JUGEND):
Nein, glücklicherweise nicht. Ich glaube sogar, dass ein Großteil der Nachwuchsspieler die Erfahrung gemacht hat, wie wichtig und besonders die alltäglichen Dinge wie Training, Mannschaftsevent, Wettbewerb usw. für sie sind.
Wird sich der Kader der 1. Mannschaft mit Hinblick auf die Wiederaufnahme des Spielbetriebes personell verändern, ist sogar eine Rückholung von ehemaligen Leistungsträgern zur neuen Saison ein Thema?
GIANFRANCO DI FRANCESCO (ABTEILUNGSLEITER SENIOREN/KOMMISSARISCH):
Wir sind aktuell in Gesprächen mit unseren Spielern und auch mit potenziellen Wunschkandidaten. Desweiteren werden wir einen sehr jungen und sehr interessanten Spieler aus der U23 fest in den Kader der 1. Mannschaft integrieren.
Sag niemals nie… Da ich noch guten Kontakt zu Ex-Spielern der 1.Mannschaft habe, kann ich mir durchaus vorstellen, den einen oder anderen „verlorenen Sohn“ wieder nach Hause zu bringen.
Welche Fragen könnte ein Interview mit dem Vorstand in einem Jahr beinhalten?
MARTIN BRAND (PRESSEWART):
Was hat sich beim ABC seit der Eindämmung von Corona verändert?
Ist der ABC schon bereit für die Oberliga?
Du bist seit deiner Wahl in den Vorstand im Dezember 2019 eine Triebfeder und Antreiber für die verschiedensten Projekte beim ABC. Wo siehst du derzeit das größte Potenzial des Vereins?
MICHAEL LORCA (STELLVERTRETENDER VORSITZENDER):
Das größte Potential sehe ich in unseren Mitgliedern! Der Verein hat knapp 800 Mitglieder und ist damit einer der größten Fußballvereine in der Region – jeder Einzelne kann sich einbringen: Sei es durch aktive Unterstützung als Ehrenamtler, Netzwerker auf der Suche nach neuen Partner oder aber als Botschafter des Vereins. Ein Verein unserer Größenordnung ist auf viele helfende Hände und denkende Köpfe angewiesen!
Foto:
(v.l.n.r.): Markus Becker (Abteilungsleiter Verwaltung), Michael Hildebrandt (Marketing, Vermarktung/kommissarisch).